Arbeitswelten
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Wenn das Hobby zum Beruf wird

Die Model Rail in Nendeln beschäftigt sich mit dem Bau von Modelleisenbahnwagen der SBB und Rhätischen Bahn. Sämtliche Modelle werden massstabgetreu in feinster Handarbeit gefertigt und bis zu 80 Stunden braucht es für die Herstellung eines solchen Wagens. Firmeninhaber Karlheinz Walser führt das kleine Familienunternehmen in zweiter Generation weiter.

VON LARS BECK

In der kleinen Werkstatt der Model Rail ist ein Mitarbeiter damit beschäftigt, kleine Messingteile zusammenzulöten während der Geschäftsinhaber Karlheinz Walser an der Elektronik eines Eisenbahnwagenmodells arbeitet.

Im Hintergrund spielt Musik im Radio. Die beiden stellen Kleinserien von Modelleisenbahnwagen mit sehr hohem Detailierungsgrad her, hauptsächlich sind es massstabgetreue Wagen der SBB und der RhB. Dass sich das Unternehmen für diesen zwei Bahnen entschieden hat, hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es bei den Lokomotiven, Personen- und Güterwagen der SBB eine sehr grosse Auswahl. «Man kann sagen, dass man mehrere Leben benötigen würde, wollte man alle Modell nachfertigen», erklärt Inhaber Karlheinz Walser. Ausserdem suchen die Kunden von Model Rail explizit nach Produkten bzw. Modelleisenbahn der SBB und RhB. Der Grund: Sie sind im Original schon sehr beliebt und weltweit bekannt. Das in Nendeln ansässige Unternehmen kommt gut an die Unterlagen der Originalwagen heran und hat sich somit auf Modelle dieser beiden Bahnen spezialisiert.

Geduld und Fingerfertigkeit sind gefragt

Wenn sich ein Kunde für ein besonderes Modell interessiert, darf er bei Model Rail diese Wünsche anbringen. Karlheinz Walser weiss, nicht jedes Fahrzeug ist genau gleich beliebt. Wenn ein neues Modell in einer Serie von 30 bis 50 Exemplaren hergestellt wird, geht es immer in derselben Abfolge. «Wir haben hier ein grosses Archiv mit Originalaufnahmen der meisten Modelle. Oder wir machen die Fotos selbst. Anschliessend besorgen wir die Originalpläne der Fahrzeuge. Mein Bruder zeichnet via CAD ein 3D-Modell des Fahrzeugs und wir bauen es um auf den vorgegebenen Massstab. Alle Teile, auch Messingguss- und kleinste Blechteile, werden in diesen Plan mit einbezogen.» Erst anschliessend werden die Teil aus dem Rohmaterial gefertigt. «Die Messingteile müssen geätzt werden, das eine Firma in Eschen für uns erledigt, die Gussteile werden in Deutschland gefertigt, die Dreh- und Frästeile stellen wir komplett selbst her».

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Sobald alle Einzelteile gelötet und zusammengebaut sind, folgt die Lackierung durch den Lackierer und schliesslich die Endmontage. Bei einem Personenwagen bedeutet dies die Beleuchtung und Inneneinrichtung einzubauen, was sehr aufwändig ist. «Lokomotiven zusammenzubauen ist noch viel aufwändiger, da dort die ganzen Motoren verbaut werden müssen. Je nach Modell ist der Zeitaufwand sehr gross und wir sind bis zu einem Jahr mit einem Modell beschäftigt. Wir arbeiten ständig parallel an verschiedenen Modellen. Bei besonders komplizierten Dingen kann es auch länger als ein Jahr dauern bis hin zu anderthalb Jahren». Pro Fahrzeug liegt der Arbeitsaufwand bei 70 bis 80 Stunden, Güterwagen benötigen in der Produktion weniger Zeit. Hier ist Geduld gefragt, denn mit Hektik wird kein perfektes Produkt gefertigt. Jedes Teil wird von Hand an- und zusammengelötet. Am Ende muss alles stimmen, sonst fährt der Zug nicht.

Die Model Rail stellt exklusive Modelle her, da sie eines der letzten Unternehmen sind, das die gesamte Produktion noch in Europa fertigt. «Zudem bieten wir einen sehr guten Service an. Sollte ein Problem auftauchen oder eine Reparatur anstehen, dürfen die Kunden gerne im Geschäft vorbeikommen. Das ist der grosse Vorteil», sagt Karlheinz Walser. Ein weiterer Vorteil für Eisenbahnliebhaber ist, dass Model Rail einzig den Direktvertrieb anbietet. «Früher haben wir noch mit einem Händler zusammengearbeitet, aber wir haben diese Zusammenarbeit schon in den 1990er Jahren beendet.» Die Model Rail setzte folglich auf den eigenen Vertrieb – ein Schritt, der sich gelohnt hatte. Leute, die gerne eine Modelleisenbahn oder einzelne Wagen haben möchten, können sich auf der Homepage des Unternehmens informieren oder direkt in Nendeln vorbeikommen.

Vor rund 40 Jahren gegründet

Begonnen hat alles Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre als Karlheinz Walsers Vater in seiner Freizeit Eisenbahnwagen herstellte. Er war gelernter Werkzeugmacher und entschied sich, 1983 die Firma Model Rail zu gründen und dies zu seinem Vollzeitjob zu machen. Damals war das Unternehmen noch ein Einmannbetrieb und stellte für zwei Händler Fahrzeuge her. «Begonnen hatte er mit Zementsilowagen und Güterwagen. Drei Jahre später bin ich in den Betrieb eingestiegen, nachdem ich meine Lehre als Feinmechaniker absolviert hatte», erklärt Walser. Lange bestand die Firma nur aus zwei Mitarbeitern, später kam noch ein weiterer hinzu. Anfang der 1990er Jahre übersiedelte die Firma in die neuen Räumlichkeiten, wo heute noch hohe Präzisionsarbeiten ausgeführt wird.

Ultralight AG

Die schwarze Dampflok – das Starprodukt

Besonders gefragt sind die Modelle der Rhätischen Bahn. Das kleine Unternehmen ist immer mit der Produktion einer Serie beschäftigt. «Die Kundenwünsche sind sehr vielfältig und jeder möchte gerne etwas Spezielles haben, aber auf solche Wünsche können wir nicht eingehen, da wir massstab- und realitätsgetreue Modelle herstellen.» Derzeit werden viele Personenwagen produziert wie beispielsweise der EW 3 der Rhätischen Bahn, als besondere Ausführung auch als Bernina Express oder der EW 2 dieser gleicht zwar der EW 3 ist aber etwas länger. «In Planung sind ein Güterwagen, ein Containerwagen, das alles moderner Fahrzeuge sind. Früher wurden die nostalgischen Fahrzeuge gesucht. Für das kommende Jahr ist die Produktion von Lokserien geplant wie beispielsweise die G42 der RhB».

Die schwarze Dampflok ist ein Fahrzeug, auf den das Unternehmen besonders stolz ist. Ein anderes Produkt aus jüngerer Produktion ist die G 662 der Rhätischen Bahn. «Diese Lok war ein richtiger Renner, weshalb wir sie auch nicht limitiert haben. Wenn eine Nachfrage besteht, produzieren wir sie jederzeit in einer kleinen Serie nach.»