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Sprengungen ohne Explosion – ja, das geht

Die Kubatec AG ist wahrscheinlich noch nicht vielen ein Begriff. Ihr Quelldruckmittel «Betonamit» jedoch kennen viele, die in der Bau- und besonders der Abbruchbranche tätig sind – nicht nur in Liechtenstein oder Europa, sondern auf der ganzen Welt. Entwickelt, produziert und versendet wird alles von dem unscheinbaren KMU in Liechtenstein.

VON ANDREAS LATERNSER

3, 2, 1, Zündung – und mit einem lauten Knall explodieren die Dynamitstangen und bringen Gebäude, Brücken und Steine zum Zerbersten.

Wer an Sprengungen denkt, hat automatisch gleich so ein Bild im Kopf. Nicht aber mit dem Quellsprengstoff des Liechtensteiner Unternehmens Kubatec. «Betonamit», eine Wortschöpfung aus Beton und Dynamit, ermöglicht Sprengungen ohne Explosion, ohne Staub, ohne Erschütterungen. «Im Fachkreis wird unser Betonamit korrekt als Quelldruckmittel bezeichnet. Einfach beschrieben funktioniert es wie Wasser in einer Felsspalte, das zu Eis wird und sich dabei ausdehnt. Durch die Volumenzuname werden Fels, Stein und Beton durch Quelldruck explosionslos gesprengt», erklärt Geschäftsführer Bruno Meyerhans, der die Führung des Familienbetriebes vor rund 10 Jahren übernommen hat.

Die Kraft, die dabei entsteht, ist gewaltig. Etwa 10000 Tonnen Druck pro Quadratmeter kann Betonamit erzeugen und «sprengt» so problemlos jedes harte Gestein wie auch armierter Beton. Betonamit ist eine Mischung aus gebranntem Kalk und weiteren Zusätzen – ein Pulver, das im Betrieb in Ruggell hergestellt und abgefüllt wird. Angemischt mit Wasser wird es in zuvor gebohrte Löcher gefüllt und baut dort über Nacht den Expansionsdruck immer weiter auf. «Es ist ein Zerreissen durch Expansion im Bohrloch.» Von Ruggell aus wird das Betonamit in die ganze Welt verschickt und kommt überall dort zum Einsatz, wo grosse Abbruchmaschinen nicht zur Verfügung stehen, keinen Platz haben, oder wenn Explosionen oder Erschütterungen aufgrund der Lage nicht möglich oder erwünscht sind.

«Wir kratzen gerade erst am Markt»

Das Unternehmen wurde in den letzten Jahren unter der Führung von Bruno Meyerhans einem kompletten Relaunch unterzogen und in das digitale Zeitalter geführt. «Wir haben die Marke komplett neu aufgebaut, Vertriebsstrukturen optimiert, Produktionsabläufe automatisiert, um so der stetig steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Den Hauptumsatz macht die Kubatec nicht im B2C-Bereich, sondern mit Grossabnehmern. «Unsere Hauptmärkte liegen in den USA, in Deutschland und den skandinavischen Ländern.

Dorbena Bettwarenfabrik

Wir versenden unser Produkt jedoch auch nach Afrika, Südamerika, Asien und Ozeanien.» Und der Markt ist noch lange nicht erschöpft. Die Nachfrage nach Quelldruckmitteln steigt ständig, in Norwegen, Finnland und Schweden sind sie bereits in fast jedem Baumarkt zu finden. Und auch in Deutschland erfolgten bereits mehrere Listungen bei grossen Handelsketten. «Die Nachfrage nach Betonamit ist auch stark von der geologischen Beschaffenheit des jeweiligen Landes abhängig. Wir erwarten ein enormes Wachstum, denn der Markt ist riesig und wird derzeit auf über 1,5 Milliarden geschätzt. Wir sind uns sicher, dass ein Vervielfachen des derzeitigen Absatzes problemlos möglich ist», sagt Meyerhans.

Strategische Neuausrichtung mit Private Labels

Ein weltweites Vertriebsnetz aufzubauen, kostet sehr viel Zeit und Geld, und ist für ein KMU wie die Kubatec kaum zu stemmen. Aus diesem Grund hat sich das Unternehmen dazu entschieden, Partner mit bestehenden internationalen Vertriebsstrukturen ins Boot zu holen.

Mittlerweile produziert Kubatec neben Betonamit auch etwa 15 Fremdmarken, so auch für einen der grössten Konzerne in der Spezialitätenchemie. «Wir haben sehr viele Vorteile dadurch errungen. Wir können Risiken aufteilen, sind auf einen Schlag in weiteren Ländern verfügbar, aber vor allem können wir uns so auf unsere Hauptaufgabe, die Produktion konzentrieren», erklärt Meyerhans.

Enge Zusammenarbeit mit technischen Universitäten

Die Expansionskraft von Betonamit ist so immens, dass diese auch für andere Anwendungen genutzt werden kann. Es laufen mehrerer Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit technischen Universitäten. In diesem Bereich wird sich in den nächsten Jahren einiges tun. «Unser Ziel ist es, Betonamit in verschiedene Systemanwendungen zu integrieren und so komplett neue Märkte in der Bautechnik zu generieren», so der Jungunternehmer aus Mauren.


Made in Liechtenstein